Dienstag, 16. Juni 2009

Country & Western in Orlando

Der Ansager auf der Bühne ist weit davon entfernt, sich zu verhaspeln. "And turn to the left and step and step" — und dreißig, vierzig Personen stampfen im Rhythmus mit ihren Boots, wiegen sich im Gleichschritt, klatschen gleichzeitig in die Hände. Männer mit Cowboyhüten und Girls in rüschenbesetzten Röcken wirbeln über die Tanzfläche. Eine Auferstehung der Westernkultur? Nein, an diesem Ort ist das Normalität. Am Orange Blossom Trail, einer der längsten mir bekannten Straßen, und wenn nicht die längste überhaupt, dann sicher die amerikanischste: Autoverkäufer aller Marken verkünden Sonderangebote, silberne Fähnchen blitzen und funkeln, große Werbebillboards säumen die Straße, weisen auf Diner und Fastfood-Ketten hin, hier und dort ein Shopping-Center. Und dann eine Country- und Westernbar, nicht irgendeine. "Cowboys Orlando" sagt das Reklameschild auf einem langgestreckten Gebäude. Vorbei an zwei Türstehern, die sicher im Hauptberuf Catcher sind, rein in den Saal mit mehreren Bars und einer Tanzfläche so groß wie ein Handballfeld. Eigentümer Steve Sullivan ist stolz, denn er zählt viele Countrysänger zu seinen Freunden: "Alle Größen sind hier schon aufgetreten." Und beliebt ist der Laden, quer durch die Schichten der Gesellschaft: Collegestudenten, Arbeiter, Bankerinnen, — außer Farbigen ist hier alles vertreten, was einen Cowboyhut tragen kann.