Donnerstag, 19. November 2009
Eine postmoderne Filmkulisse bei Orlando
Südlich von Orlando liegt andere Welt. Eine, in der eigene Gesetze gelten, in der es keinen Bürgermeister gibt und vor allem keine Kriminalität. Bauherr von Celebration ist die Disney Company, die eine heile Welt für Besserverdienende geschaffen hat. Bislang leben hier 3000 Menschen, doch eines Tages möchte Celebration seinen 20.000sten Einwohner feiern. Hier ist Amerika traditionell, zumeist südstaatlich kolonial, mit manikürten Rasenflächen, zweigeschossigen Einfamilienhäusern, Golfplatz, künstlichem See und einem Ortskern mit Geschäften, Kino und Restaurants. Aus den Lautsprechern wabert soulige Fahrstuhl-Musik und im rekonstruierten Diner sitzen Touristen und essen Doppeldecker-Sandwiches. Auch der Policeofficer kommt auf einen Kaffee vorbei. Was diesen Ort so anziehend macht? Namhafte Architekten wie Michael Graves (Post Office), Philipp Johnson (City Hall), Cesar Pelli (Cinema) und Aldo Rossi (Verwaltung) haben mit zumeist postmodernistischen Bauten zum Erfolg der synthetischen Kleinstadt beigetragen. Sie lassen Celebration wie eine Filmkulisse erscheinen, wie sie auch bei Universal Studios oder MGM stehen könnte. Nur hier wohnen reale Menschen, die ein reales Leben führen — in der steingewordenen Illusion einer der vielen Traumwelten, die dieses unglaubliche Land zu bieten hat. Leserbriefschreiber Hector Ruiz, und nicht nur der, würde aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.